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Werkstattbericht: Stadtrandgeschichten - Migration und gesellschaftliche Vielfalt erforschen

Foto: Nils Steffen

Nachhaltige Impulse, Multiperspektivität und der Aufbau eines neuen Netzwerks. Das Projekt Stadtrandgeschichten aus dem Hamburger Süden bringt die unterschiedlichen Akteur*innen im Stadtteil zusammen.

Der Ideensprint im Projekt Stadtrandgeschichten startete auf Basis des ersten Antrags und zahlreicher Gespräche zwischen den Teams des Kulturhauses Süderelbe und des Arbeitsfeldes Public History der Universität Hamburg unter Federführung von Stephan Kaiser und Nils Steffen. Im Mittelpunkt standen die Fragen: Welche Kooperationspartner*innen und Multiplikator*innen können wir für die Mitwirkung an der Ausgestaltung des Projekts erreichen? Welche Teilnehmenden wollen und können wir in der Umsetzungsphase des Projekts erreichen? Und mit welchen Aktionen wollen und können wir in der Region nicht nur Sichtbarkeit erzeugen, sondern auch nachhaltige Impulse für die Auseinandersetzung mit Migrationsgeschichte setzen?

Auf der Suche nach Antworten auf die Fragen haben wir drei Veranstaltungen durchgeführt: zwei Workshops mit Akteur*innen aus Kultur, Bildung, Wissenschaft, Verwaltung, Medien und Stadtteilentwicklung sowie einen Informations- und Gesprächsstand beim Stadtteilfest „Neugraben erleben“.

Die Workshops am 22. August und 5. September 2022 haben vielfältige Expertise zusammengetragen. Gemeinsam haben wir Zielsetzungen für das Projekt entwickelt, die sowohl die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Migration als Teil historischer und gegenwärtiger Entwicklungslinien der Region als auch die möglichen Aktionen in der Umsetzungsphase des Projektes berücksichtigt haben. Dabei hat sich insbesondere herauskristallisiert, dass die historische Perspektive einen Raum gemeinsamer Erfahrungen von Menschen mit Migrationsgeschichte aller Altersklassen und Herkünfte bilden kann. Somit wurde die Förderung von Zusammenhalt, die Sensibilisierung für Vielfalt und das Empowerment, die eigene Geschichte und Stimme präsent zu machen, als Ziele für den Antragsprozess festgelegt. Ergänzend zum Vorantrag wurde eine Erweiterung der Perspektiven erarbeitet: Um Migration als gesamtgesellschaftliches Phänomen in seiner Multiperspektivität zu berücksichtigen, sollen auch Menschen ohne Migrationsgeschichte (die „Alteingesessenen“, Menschen mit Binnenmigration, die diese nicht als solche wahrnehmen) aktiv einbezogen werden, um Ankommen von Migrant*innen und das Zusammenleben aus verschiedenen Blickwinkeln berücksichtigen zu können. Über beide Workshops wurde im Rahmen einer Medienpartnerschaft mit dem „Neuen Ruf“, einer Lokalzeitung“, in der Presse berichtet. Damit wurden weitere Menschen auf die Projektidee aufmerksam und haben sich beim Projektteam gemeldet.

„Neugraben erleben“ als Stadtteilfest im Hamburger Süden war der Anlass für eine erste öffentliche Präsenz des Projektes. Mit Flyern und Bannern zur Projektidee haben Stephan Kaiser und Nils Steffen am 11. September aktiv um die Aufmerksamkeit der Besucher*innen geworben. Insbesondere Möglichkeiten zur Mitwirkung – von der Abstimmung im Ideensprint über die Beteiligung als Geschichtensammler* und Forscher*in bis zur Akquise für das Forschungstheater des Projekts – wurden vorgestellt. Eine kleine Tischausstellung mit Impulsen zur Migrationsgeschichte Süderelbe bot Gesprächsanlässe für eigene Erinnerungen und Interessen. Über 30 Menschen haben ihre Kontaktdaten hinterlassen und möchten im Falle der Bewilligung aktiv einbezogen werden. Das ist für uns ein großer Erfolg.

Der Austausch und das kreative Weiterdenken der Ausgangsideen haben sich als fruchtbarer und freudebringender Prozess für alle Beteiligten herausgestellt. Ein neues Netzwerk ist entstanden und die Idee wurde deutlich weiterentwickelt und bereichert. Durch die Workshops und die öffentliche Präsentation konnten zahlreiche Akteur*innen gewonnen werden, die in der Umsetzungsphase mitwirken wollen. Die größte Herausforderung ist und bleibt, aus dem Meer der erdachten Möglichkeiten einzelne Bausteine und Aktionen auszuwählen. Der Ideensprint hat gezeigt, dass die Möglichkeiten noch viel größer wären als der Projektrahmen zeitlich und finanziell ermöglicht. Das Netzwerk war sich einig, dass man sich im Sinne der Nachhaltigkeit frühzeitig um eine Erweiterung oder Fortführung aus anderen Fördermitteln bemühen möchte.